Barrierefreiheit im Web: Ab 2025 wird sie Pflicht für viele Websites und Apps

Ab dem 28. Juni 2025 tritt eine neue gesetzliche Regelung in Kraft, die Unternehmen verpflichtet, digitale Barrierefreiheit sicherzustellen. Diese Anforderungen basieren auf dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das wiederum auf der EU-Richtlinie des European Accessibility Act (EAA) beruht. Ziel ist es, in der gesamten Europäischen Union einheitliche Standards für barrierefreie Produkte und Dienstleistungen zu schaffen.
Doch was genau bedeutet das für Website-Betreiber, App-Entwickler und Online-Händler? Welche Vorgaben sind einzuhalten, und welche Konsequenzen drohen bei Nichteinhaltung? In diesem Artikel erfährst du alles, was du wissen musst!
Inhaltsverzeichnis
Warum gibt es die neue Regelung?
Das European Accessibility Act (EAA) wurde 2019 verabschiedet und verpflichtet die EU-Mitgliedsstaaten, einheitliche Barrierefreiheitsstandards in nationales Recht zu überführen. Deutschland hat dies mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) umgesetzt, das 2021 verabschiedet wurde und ab Mitte 2025 verbindlich wird.
Dieses Gesetz schreibt vor, dass bestimmte digitale Produkte und Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen nutzbar sein müssen. Grundlage für die technischen Anforderungen ist die europäische Norm EN 301 549, die sich stark an den Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1, Level AA orientiert.
Welche Produkte und Dienstleistungen sind betroffen?
Die neuen Vorschriften gelten für zahlreiche digitale Angebote, darunter:
✅ Websites und Online-Shops
✅ Mobile Apps
✅ Geldautomaten und Bankdienstleistungen
✅ Computer, Tablets, Smartphones
✅ Fernseher mit Internetzugang
✅ E-Book-Reader
✅ Ticket- und Bankautomaten
✅ Telekommunikations- und Transportdienstleistungen
Vor allem Online-Shops und Plattformen, die Dienstleistungen über das Internet anbieten, sind direkt betroffen. Wer also eine Website betreibt, auf der Termine gebucht, Produkte verkauft oder Dienstleistungen angeboten werden, muss sicherstellen, dass diese für alle Menschen zugänglich sind.

Was bedeutet Barrierefreiheit konkret?
Barrierefreiheit im digitalen Raum bedeutet, dass Websites und Apps so gestaltet sind, dass sie von Menschen mit Behinderungen problemlos genutzt werden können. Dafür gibt es die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die die Anforderungen in drei Stufen gliedern:
🔹 Level A – Grundlegende Anforderungen, die eine Nutzung überhaupt erst ermöglichen
🔹 Level AA – Standards, die sicherstellen, dass Inhalte für die Mehrheit der Menschen mit Behinderung zugänglich sind (gesetzlich vorgeschrieben)
🔹 Level AAA – Höchste Stufe mit erweiterten Anforderungen, die jedoch nicht verpflichtend ist
In der Praxis bedeutet das beispielsweise:
✔️ Texte müssen klar verständlich sein
✔️ Bilder brauchen Alternativtexte
✔️ Farben und Kontraste müssen gut sichtbar sein
✔️ Videos sollten Untertitel oder Audiodeskriptionen enthalten
✔️ Webseiten müssen per Tastatur navigierbar sein
Gilt die Pflicht für alle Unternehmen?
Nicht alle Unternehmen sind von der Regelung betroffen. Ausnahmen gibt es für:
🔸 Kleinunternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten oder einem Jahresumsatz von maximal 2 Millionen Euro
🔸 Reine B2B-Angebote (also Websites, die ausschließlich Geschäftskunden bedienen)
🔸 Unternehmen, für die die Umsetzung eine wirtschaftliche Härte darstellen würde
Falls du dir unsicher bist, ob dein Unternehmen unter die Regelung fällt, solltest du rechtlichen Rat einholen.
Welche Maßnahmen sind erforderlich?
Um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, müssen Unternehmen:
🔹 Ihre Website oder App nach den Vorgaben der EN 301 549 gestalten
🔹 Eine Erklärung zur Barrierefreiheit veröffentlichen, die beschreibt, welche Teile der Website bereits barrierefrei sind und welche nicht
🔹 Eine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme für Nutzer bereitstellen, um Barrieren zu melden
Besonders wichtig ist, dass Unternehmen auch für die Barrierefreiheit von Drittanbieter-Elementen verantwortlich sind. Wer also externe Buchungssysteme, Plugins oder Zahlungsdienste einbindet, sollte sicherstellen, dass diese ebenfalls barrierefrei sind.

Was passiert, wenn ich die Vorgaben nicht einhalte?
Wer seine Website oder App nicht rechtzeitig anpasst, muss mit Konsequenzen rechnen. Die Marktüberwachungsbehörden können:
❌ Unternehmen zur Behebung der Mängel auffordern
❌ Geldstrafen verhängen
❌ Im schlimmsten Fall den Online-Betrieb untersagen
Verbraucher oder Verbände können zudem Beschwerden einreichen, wodurch die Behörden aktiv werden.
Fazit: Jetzt handeln, bevor es zu spät ist!
Barrierefreiheit im Web ist nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch eine Chance:
✔️ Bessere Nutzerfreundlichkeit für alle Kunden
✔️ Höhere Reichweite durch barrierefreie Inhalte
✔️ Verbesserte SEO-Rankings durch eine zugänglichere Website
✔️ Rechtliche Sicherheit, um Strafen zu vermeiden
Unternehmen sollten sich daher schon jetzt mit dem Thema beschäftigen und ihre Websites und Apps entsprechend anpassen. Denn eines ist sicher: Ab Mitte 2025 führt an der Barrierefreiheit kein Weg mehr vorbei!
Möchtest du herausfinden, ob deine Website bereits barrierefrei ist? Es gibt zahlreiche Online-Tools, mit denen du eine erste Überprüfung durchführen kannst. Am besten holst du dir zusätzlich Unterstützung von Experten, um sicherzustellen, dass du alle Anforderungen erfüllst.